Theatergemeinde
München

Abendzeitung München / 03.06.2011

Gleich nach dem FC Bayern

München ist Gastgeber einer Versammlung der Theatergemeinden Deutschlands. Aber wie steht es um die Münchner?

Von Adrian Prechtel

Am Wochenende kommen deutsche Theatergemeinden ins Künstlerhaus. Die Münchner Institution hat gerade eine neue ehrenamtliche Vorsitzende bekommen: Sibylle Steinkohl-Gloning.

AZ: Frau Steinkohl: Theatergemeinde! Das klingt pathetisch und gleichzeitig etwas bieder nach Vereinsmeierei.
SIBYLLE STEINKOHL-GLONING: Der Begriff stammt aus der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als Menschen, die hungrig nach Kultur waren, diesen gemeinnützigen Verein gegründet haben.

Im Wort „Gemeinde" steckt eine christliche Idee. Würden Sie ein radikales, antiklerikales Stück von Kroetz oder Achternbusch alsonicht ins Programm nehmen?
Die Gründer waren getragen von einer religiösen Grundüberzeugung nach den Verwüstungen der Nazizeit. Aber die Theatergemeinde ist heute ideologisch völlig unabhängig. Wir zensieren nichts. Wir sind nicht bieder!

Und wie groß darf man sich ihre „Gemeinde" vorstellen?
Wir sind, salopp gesagt, der zweitgrößte Verein nachdem FC Bayern mit 27000 Leuten aus München und Umgebung.

Was unterscheidet Sie von einem Kartenbüro oder einer Vorverkaufsstelle?
Wir haben eine ganz andere Aufgabe! Wir informieren auch über alle Kulturangebote, stellen Aboreihen zusammen aus Konzerten, Theater, Oper, Musical, Ballett. Wir kombinieren so auch die verschiedenen Kulturinstitutionen Münchens und machen zum Beispiel auch Führungen durch Ausstellungen. Außerdem hat man bei uns einen Preisvorteil, weil wir besondere Verträge mit den Theatern und Konzertveranstaltern haben.

In München sind die wenigsten Veranstaltungen völlig ausverkauft. Warum bestelle ich dann nicht einfach im Internet ohne die Theatergemeinde?
Sie zahlen bei uns auch keine Vorverkaufsgebühr und werden zu allen Veranstaltungen früh informiert. Und dann ist es doch bei vielen meist so: Man wollte eigentlich irgendwo hingehen, hat sich aber nicht darum gekümmert, dann ist es vorbei oder man ist verplant. Oder man hat von der Veranstaltung gar nichts gewusst. Als Teilnehmer bei uns wissen Sie früh, was Sie wann wo machen können und bekommen Anstöße und Anregungen. Und man behält bei uns ja trotzdem die Freiheit, eine Veranstaltung eines Abos auch nicht zu besuchen oder umzutauschen.

Aber viele wollen ja immer flexibel bleiben.
Natürlich merken wir, dass die Jüngeren sich ungern an etwas binden. Aber da geht es uns nicht anders als allen Vereinen und Institutionen in unserer Gesellschaft.

Was tun Sie also gegen Überalterung?
Wir haben zum Beispiel Familien-Abos konzipiert. Da können dann Eltern oder Großeltern mit Kindern oder Enkeln wohin gehen. Oder wir bieten auch so etwas wie einen Kinotreff an. Unsere Mitglieder sind uns sehr treu, was heißt: Sie schätzen unser Angebot.

Mit freundlicher Genehmigung der Abendzeitung München.


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Sibylle Steinkohl-Gloning ist erste Vorsitzende der Münchner Theatergemeinde