Theatergemeinde
München

Thea fragt

Größe in der Kultur

Wie zeigt man Haltung in der Kultur? Wie verhält sich Qualität zu Quantität? Und wo schafft Kunst echten Mehrwert? Drei Kunst- und Kulturgestaltende erklären, was in ihrer Arbeit Gewicht hat.


Stephanie Jenke

Die Münchner Juristin leitet das größte Kulturzentrum Deutschlands: Seit Oktober 2023 ist sie Geschäftsführerin des Gasteigs.

Foto: Robert Haas

Wann ist mehr wirklich mehr im künstlerischen Prozess?

Bei Kunst und Kultur bedeutet „mehr“ nicht zwangsläufig mehr Aufwand, mehr Veranstaltungen, mehr Publikum. Ein „Mehr“ ist für mich auch, wenn Kultur für alle entsteht – niederschwellig und offen. Wenn der Gasteig die Kinder-Musiktage Der Gasteig brummt, das Azubi-Festival Isarflux und das Festival Tanz den Gasteig veranstaltet, dann ist das „mehr Kultur“ – für jedes Alter, für alle Interessen und oft kostenlos.

Wo sollte man Größe zeigen?

Als Kulturinstitut vor allem dort, wo gesellschaftspolitisch Haltung gefragt ist. Wichtig für uns ist neben den ganz aktuellen Themen Demokratiefeindlichkeit, Antisemitismus und Diskriminierung vor allem die zunehmende 
Einsamkeit in unserer Gesellschaft. Um dieser entgegenzuwirken, versuchen wir,im Gasteig noch mehr offene Räume und Begegnungsformate zu schaffen.


Tanz den Gasteig: Salsa-Nacht
Gasteig HP8, Halle E
Mi 3. April, Schnupperkurs
Anschließend Party. Eintritt frei!

 


Anna Moll

Die Schmuckkünstlerin packt künstlerische Größe in kleinste Formen. Ab 24. März stellt sie Bronzeskulpturen im Miniaturformat in Kochel am See aus. In München sind ihre Werke regelmäßig in der Galerie Christian Pixis zu sehen.

Foto: Erol Gurian

Welche*r Künstler*in ist eine Größe für Sie?

Schon in jungen Jahren habe ich mit meiner Mutter, der Malerin Katharina von Werz, viel gemalt, Portrait, Stillleben und Landschaft. Unser großes Vorbild war die Malerin Paula Moderson Becker. Mit Begeisterung habe ich ihre Bilder studiert und mich in ihre Tagebücher vertieft.

Wie waren Ihre Kulturerfahrungen als junger Mensch?

Viele Künstler*innen wollen gerne große Formate zeigen – auch weil sie glauben, dass ihre Werke dann besser wirken und vielleicht eher im Museum gezeigt werden. Aber ich denke, dass Größe oft überschätzt wird. Im Franz Marc Museum gab es die Ausstellung „Bunte Grüße an Paul Klee“. Zu sehen gab es gemalte Postkarten von Franz Marc. Faszinierend welche Intensität und Farbigkeit diese kleinen Formate hatten.


Werke von Anna Moll im Franz Marc Museum in Kochel am See: Ausstellung „Mit anderen Augen“, 24. März bis 30. Juni


Magnus Kaindl

Magnus Kaindl leitet seit 2018 den Fachbereich Volkskultur im Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Durch Mitmach-Angebote aus den Bereichen Singen, Musizieren und Tanzen verhilft er traditionsreichen Kulturtechniken in neuen Zusammenhängen zu frischer Größe.

Foto: artepetra.net

Wann ist mehr wirklich mehr im künstlerischen Prozess?

Wir finden in der Volkskultur grundsätzlich, dass ein echtes Mehr dadurch entsteht, die Menschen fürs Selbermachen zu ermutigen. So ist im Rahmen des Festivals LAUTyodeln das Abschlusskonzert in der Zirka Halle zwar ein Konzert, aber eben auch eine offene Yodelsession für die Bands und das Publikum. 

Wo sollte man Größe zeigen?

Es gibt gesellschaftliche Themenfelder, in denen in der aktuellen Situation Haltung und auch Größe wichtiger geworden sind, denn je. Deshalb freuen wir uns, dass wir mit so großartigen Menschen wie der Band Vue Belle und ihrem Leiter Paul Huf und der Künstlerin Anna Veit zusammenarbeiten dürfen: Die Mitglieder der Band sind in München lebende Afrikaner mit Fluchtgeschichte, die beim LAUTyodeln ihren Heimatsound finden und erfinden.


LAUTYodeln-Festival mit Thea:

Fr 10. Mai, 20 Uhr, Fat Cat, Carl Orff 
Saal, Konzert mit Ganes u.a.

Zur Veranstaltung

 

Sa 11. Mai, ab 19 Uhr, Zirka Halle, 
Konzert & Yodelsession
Mehr unter www.lautyodeln.com

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